Neue Luther-Linde im Triebischtal

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Pflanzen der Lutherlinde in Roitzschen


Im Wiesengrund in Roitzschen wurde feierlich der Baum gepflanzt

„Diese Linde ist ein Symbol für Frieden und Zuversicht“, sagte Bundesinnenminister Thomas de Maizière, der zugleich CDU-Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Meißen ist. Der Politiker war extra zur feierlichen Pflanzaktion der neuen Luther-Linde am 19. September in den Wiesengrund nach Roitzschen gekommen. Dort steht jetzt am Wanderweg nach Obermiltitz auf Schneiders Wiesen ein stattliches Exemplar. „Der Baum ist etwa zehn Jahre alt“, so Werner Eyßer, Präsident des Sächsischen Verbandes für Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau. Seine Firma „Schöne Gärten“ aus Dresden-Cossebaude hatte die Pflanzung der Linde, die aus einer Baumschule bei Löbau stammt, kostenlos übernommen.

Diese Luther-Linde im Triebischtal ist nunmehr der 28. Baum, der in diesem Jahr anlässlich des 500-jährigen Jubiläums der Reformation neu in Sachsen gepflanzt wurde. Dazu hatten das MDR Landesfunkhaus Sachsen gemeinsam mit dem Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau mit seiner Geschäftsstelle in Klipphausen diese Aktion gestartet. Aus über eintausend Bewerbungen von Privatpersonen, Kirchgemeinden und Vereinen hatte auch der Dorfclub Roitzschen das Glück, bei dieser Pflanzaktion dabei zu sein, wo mit neuen Luther-Eichen und Luther-Linden an unsere gemeinsame Kulturgeschichte erinnert und ein grünes Zeichen der Hoffnung für kommende Generationen gesetzt wird. Insgesamt wurden 60 Bewerber aus Sachsen für diese Initiative ausgewählt. „Ich freue mich sehr über diesen neuen Baum“, sagte Dr. Annerose Horn, die mit ihrem Mann im Wiesengrund wohnt. Die 75-Jährige hat mit der Erbengemeinschaft Schneider den Pflanzort zur Verfügung gestellt, die Kosten für den Baum in Höhe von 300 Euro getragen und wird auch die Baumpatenschaft übernehmen, wobei der Dorfclub Roitzschen bei der Pflege mit helfen wird. „Diese neue Luther-Linde ist für unsere Familie von großer Bedeutung. Sie erinnert an unsere persönliche Geschichte und ist für kommende Generationen ein Andenken“, bemerkte sie. Denn seit 1839 gehört der Hof und umliegende Felder der Familie Schneider. Ihrem Vater war bei der Zwangskollektivirung 1953 der Hof weggenommen worden. Nach der Wende erhielt die Familie das Land zurück. Mit beeindruckenden Worten sprach auch Siegfried Horn bei der Einweihung über die geschichtliche Entwicklung sowie über das Baumpflanz-Vorhaben. Enkel Friedrich Horn knüpfte hier an. „Ich habe in Dresden gelebt, in Weimar und Berlin studiert. Doch nirgends fühle ich so eine Wärme und finde so eine Erholung wie im grünen Triebischtal. Mit der heutigen Pflanzung wird es noch ein bisschen grüner“, sagte der 24-jährige Student der Bauwirtschaft im neunten Semester an der TU Dresden studiert.

Viele Roitzschener und Bürger umliegender Orte, darunter etliche Gemeinderäte und weitere Gäste, waren zu dieser Pflanzaktion gekommen. Es war gewissermaßen ein Fest für alle. Mädchen und Jungen der zwei Vorschulgruppen der Kindertagesstätte Schwalbennest“ in Miltitz erfreuten mit ihrem Gesang. Kinder der zweiten Klasse der Grundschule Burkhardswalde stimmten das Lied „Im schönsten Wiesengrunde“ an, das alle Anwesenden fröhlich mitsangen. Musiklehrerin Viola Krieg hatte extra dafür eine Strophe neu geschrieben, wo es heißt: „In uns'rem schönen Roitzschen, das können alle sehn, da pflanzten wir ein Bäumchen, so wunderschön. Schnell die Zeit vergeht, doch das Bäumchen steht, und auch in hundert Jahren kann man es sehn.“ Dieser sonnige Tag brachte viel Freude. Ob nun der schöne Wiesengrund mit seinen Erlen und Eschen, der reizvolle Lindenbaum-Standort unweit einer großen Birke, der künftig noch mit einer Bank komplettiert wird, oder interessante Gespräche der Anwesenden über Heimatgeschichte – es war eine gelungene Aktion. Die Teilnehmer verfolgen aufmerksam wie Baumschul- und Landschaftsgärtner Helmut Kurreck und Gärtnermeister Peter Alexander fachmännisch die neue Linde in den Boden brachten und mit einem Pfahl-Dreibund den Baum stützten. Kinder schaufelten dann Erde in die Pflanzgrube, und auch der Bundesinnenminister legte sich da mit ins Zeug. Nicht wenige Roitzschener tauschten auch ihre Erinnerungen an diesen schönen Wanderweg aus, der schon in vergangenen Jahrhunderten existierte. „Er war auch Schul- und Kirchweg. Denn Roitzschen gehörte früher zur Kirchgemeinde Krögis und kam erst 1906 zur Kirchgemeinde Miltitz, wo deshalb dann auch dieser Weg einen neuen Stellenwert bekam“, sagte der 75-jährige Christian Glöckner, der von 1967 bis 2001 Pfarrer in Miltitz war und sich ebenfalls sehr über diese Luther-Baum-Aktion freute, ebenso wie die 81-jährige Luise Bartsch aus Miltitz, die sagte: „Ein wunderschöner Tag für uns“.

Auch Schüler Franz Brumm wird diesen Dienstagmorgen sicher in guter Erinnerung behalten, denn er kam bei der Frage, wie alt so ein Lindenbaum werden kann, der Antwort am nächsten und gewann ein Glas Lindenhonig. 300 Jahre schätzte er. Nachher gab allerdings Pfarrer Christoph Rechenberg von der Kirchgemeinde Röhrsdorf mit seinen interessanten Darlegungen über Luther, die Reformation und Lindenbäume, da die treffendere Antwort, denn auf dem Friedhof in Dresden-Kaditz würde ein Exemplar stehen, das an die 1000 Jahre alt sein soll. „Eine Linde ist ein Sinnbild des Lebens, sie passt zu uns Menschen, steht für Heimat und ist ein Zeichen der Freude und Hoffnung“, sagte Pfarrer Rechenberg. Sie symbolisiere Frieden und Freundschaft, ist auch für Liebende sowie die Gesundheit der Menschen von Wert.

Innenminister Thomas de Maizière sowie Bürgermeister Gerold Mann dankten den Beteiligten für ihr Engagement. „So eine Sache rückt Natur, Heimatgeschichte und den Zusammenhalt der Bürger in den Blickpunkt. Es war alles super organisiert“, bemerkte der Bürgermeister. Dazu gehörte auch eine Text- und Fotoschau über die Erbengemeinschaft Schneider. Und auch ein Gläschen Sekt für die Erwachsenen sowie Süßigkeiten und Saft für die Kinder, wofür sich der Frischemarkt Triebischtal und die Mühle Miltitz verdient machten, verschönerte diesen ereignisreichen Tag.

(Text: Dieter Hanke)